© Axel Antas-Bergkvist

25 Jahre Mauerfall

Der 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer gibt Anlass für einige grundlegende Gedanken zum Thema Freiheit.

Gestern brachte ZDFinfo eine Reportage über den Anfang November 1989 im Heute Journal ausgestrahlten Live-Bericht einer Grenzflucht einer Familie aus der DDR über die grüne Grenze zwischen Ungarn und Österreich im Sommer 1989. Die mutigen Flüchtlinge von damals — ihnen pfiffen Gewehrkugeln um die Ohren! — wurden dazu aktuell nochmals interviewt. Ein Kernsatz ist hängengeblieben: Gefragt, ob ihr heute 20-jähriger Sohn sich vorstellen könne, unter Lebensgefahr aus einem Staat wie der DDR zu fliehen, sagte sie, nein, das würde er nicht tun.

Diese Haltung ist symptomatisch für unsere Gesellschaft: Wir haben nicht mehr den Mut, Risiken einzugehen, um unsere Ideale zu verfolgen oder Repression zu entgehen.

Demgegenüber sind die Menschen in der DDR vor 25 Jahren, als sie merkten, dass keine unmittelbaren drakonischen Strafen mehr folgten, mehr und mehr für ihre Freiheit eingetreten und haben sie offen gefordert und schließlich durchgesetzt: Erst über die Montagsdemonstrationen, dann durch ihre Flucht über Ungarn, schließlich durch den Ansturm auf die Mauer in #Berlin.


Heute sind wir demonstrationsmüde geworden. Zwar regen wir uns über die Lebensmittelkennzeichnung, das Transatlantische Handelsabkommen oder den Heuschrecken-Kapitalismus auf. Das Demonstrieren überlassen wir aber gern anderen, organisierten Gruppen wie Foodwatch, Greenpeace, Attac. Was kann der einzelne schon bewirken?

Eine Demokratie ist nur so gut, wie die Bereitschaft jedes einzelnen seine Meinung frei zu äußern und zu verteidigen. Das Grundgesetz gibt uns diese Freiheit. Sie ist die Basis unseres Wohlstandes, denn nur in einer freien, demokratischen Gesellschaft funktioniert auch eine (soziale) Marktwirtschaft. Die Segnungen dieser Marktwirtschaft zu erhalten erfordert daher immer wieder, den gesellschaftlichen Diskus zu führen und den Konsens neu auszuhandeln. Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen daran beteiligt werden. Wirtschaftsunternehmen und Verbände als ihre Repräsentanten gehören auch dazu.