Beratender Ausschuss

Die Beratenden Ausschüsse der EU-Kommission sind für Lobbyisten Zeitverschwendung. Die echten Entscheidungen werden woanders vorbereitet.

Es gibt viele Gründe, Mitglied eines Ausschusses zu werden:

  • Weil hier echte, wichtige Entscheidungen getroffen werden, die man mitbestimmen möchte.
    Weil der Ausschuss den zuvor hinter verschlossenen Türen getroffenen Entscheidungen die demokratische Legitimität gibt und man als Träger derselben erscheinen möchte oder muss.

  • Weil eine offene Diskussion über wichtige Sachverhalte geführt wird.
    Weil man wissen muss, welchen Teil der Wahrheit die anderen öffentlich verschweigen.

  • Weil man von den Gastreferaten viel neues lernt.
    Weil ein Ausschuss ohne Vorträge keine halbe Stunde dauern würde.

  • Weil man wichtige Kollegen oder Personen trifft.
    Weil, nichts geht über Klatsch und Tratsch.

Der Besuch der Beratenden Ausschüsse der EU-Kommission sind jedoch in keiner Hinsicht sinnvoll.

Entscheidungen werden ohnehin von der Kommission allein gefällt, welche Informationen sie dabei berücksichtigt und welche nicht, kann man in den wie Anhörungen organisierten Ausschusssitzungen weder beeinflussen noch heraushören.

Die meisten der ohnehin furchtbar lustlos vorgetragenen langweiligen Vorträge würde man besser im Büro kurz überfliegen, wenn man wirklich etwas neues darin zu entdecken hofft. Angesichts der pflichtschuldigst abgegebenen Positionswiederholungen der Parteien kommt man auch nicht in eine Diskussion oder in ein Fachgespräch mit den Lobbyisten anderer Couleur – das scheitert meist schon an der Sprachbarriere oder der furchtbar schlechten Verdolmetschung.

Die Präsentationen sind alle so schlecht vorbereitet und vorgetragen dass nur der Schluss bleibt, dass dies bewusst geschieht. Das heißt, die wahren Diskussionen, die wahre Einflussnahme, die wahren Entscheidungen fallen ganz woanders.

Einzig der Kontakt zu Kollegen könnte die Reise rechtfertigen; immerhin geben die angesetzten zwei bis drei Stunden Mittagspause genug Gelegenheit. Leider ist das aber nicht immer planbar. Denn die Teilnehmerliste, die man vorab bekommt, ist nicht viel wert: Viele Kollegen haben die hier geschilderte Einsicht schon eher gehabt und kommen erst gar nicht.