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Nachrichten: Sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr?

Warum Abstinenz hilft, einen klaren Kopf zu bewahren.

Zuviel Übersicht kann tatsächlich verwirren. Dazu gehören in allererster Linie Nachrichten. Nachrichten, so die Definition, sind neue Informationen mit einem Wert für den Rezipienten. Eine Nachricht ist keine, wenn sie nicht interessiert. Nun meinen wir aber heute, alles müsse uns stets interessieren, alles ginge uns etwas an, alles könne oder solle uns betreffen. Wir sind News-Junkies geworden.

Douglas Adams hat schon Ende der Neunziger Jahre über Nachrichten und Kommunikation geschrieben. (Douglas Adams: The Salmon of Doubt, William Heinemann Ltd., 2002). Nachrichten, so schreibt Adams, hatten früher, vor der Zeit der Massenmedien, tatsächlich einen Wert für den einzelnen, weil nur die Dinge durchdrangen (meist von Mund zu Mund weitergegeben), die wirklich relevant waren. Diese Nachrichten ermöglichten eine angepasste Reaktion. Das Leben änderte sich durch sie. Im allgemeinen jedoch, so Adams, enthalten Nachrichten in den Massenmedien heute hauptsächlich Dinge, auf die man nicht reagieren kann, die man nicht beeinflussen kann. Das Gefühl aber, reagieren zu müssen, ist fest einprogrammiert und entsteht dennoch. Reagieren zu müssen ohne sinnvoll reagieren zu können, führt nach Adams zu Stress oder allen möglichen verrückten Ersatzhandlungen.

Die Lösung: Abstinenz. Keine Zeitung zu lesen und nicht fernzusehen ist nicht Weltflucht, sondern vernünftiger Umgang mit der komplexen Sinnlosigkeit der Welt. Christian Tietze hat dies ähnlich formuliert. Er hat alle RSS-Feeds abbestellt und liest Zeitungen nur noch zur Zerstreuung, nicht mehr um der dort enthaltenen Informationen willen.

Nun muss der Wissensarbeiter von heute allerdings schon informiert bleiben. Es gilt, gezielt zu lesen, aus ausgewählten Quellen, zu definierten Zeiten. Lesen, um Wissen daraus zu ziehen, erfolgt dann auch am besten stets mit Stift und Notizbuch.

Ich habe kürzlich die FAS auf dem Tablet abonniert. Eigentlich wollte ich die tägliche FAZ, habe mich aber verklickt. So bekomme ich nun statt täglicher Nachrichten – welch ein Rückfall dies gewesen wäre! – nolens volens nurmehr wöchentliche Berichte. Sonntags abends ist etwas Zeit, diese FAS durchzublättern – nicht zu viel und nicht zu wenig. Das ganze dient durchaus der Zerstreuung, ein wenig auch dazu, den Überblick zu behalten ohne sich darin zu verlieren, und – weil man einzelne Artikel auf dem Tablet so einfach ins Notizbuch übertragen kann – kann ich jederzeit auch zum »aktiven« Lesen umschalten und Ausschnitte sammeln, die ich zur weiteren Verwendung behalten möchte.

Schreiben Sie mir doch Ihre Erfahrungen und Ihren Umgang mit Nachrichten!