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The Tragedy of the Commons

Was für ein einzelnes Mitglied der Gesellschaft eine rationale nutzensteigernde Handlung darstellt, führt, wenn alle Gesellschaftsmitglieder so handeln, zu einem Nutzenminimum für die Gesellschaft als ganzes und damit auch für jedes ihrer Mitglieder. Essay, erstmals veröffentlicht in Passau am 03.07.1996, leicht gekürzt.

Die Hummer-Theorie

Das Problem: Was für ein einzelnes Mitglied der Gesellschaft eine rationale nutzensteigernde Handlung darstellt, führt, wenn alle Gesellschaftsmitglieder so handeln, zu einem Nutzenminimum für die Gesellschaft als ganzes und damit auch für jedes ihrer Mitglieder.

Prof. Schmalen, Uni Passau, hat für diesen Mechanismus den Namen »Hummer-Theorem« in dem folgenden Beispiel geprägt: Ein Verein beschließt auf auf einer Versammlung in einem Lokal, die Rechnungen aller am Ende zu addieren. Jeder solle dann den gleichen Anteil an der Endrechnung zahlen. Das Ergebnis ist, daß jeder das teuerste Gericht der Karte bestellt (»Hummer«). Davon ausgehend, daß alle anderen ein Gericht in der mittleren Preiskategorie bestellen, erhöht die teure Bestellung eines typischen Teilnehmers die Endrechnung um die Preisdifferenz zwischen einem Gericht mittlerer Preisklasse und »Hummer«. Er selbst muß aber nur einen Bruchteil davon zahlen (Bei ´x´ Versammlungsteilnehmern das ´1/x´-fache). Den Rest zahlen die anderen. Weil nun jeder so denkt, landen alle beim »Hummer«, und alle zahlen ihre eigenes, teueres Gericht. Selbst wenn jedem dies klar ist, wird keiner bereit sein, weniger als »Hummer« zu bestellen, da seine geringwertige Bestellung ihn nur um das ´1/x´-fache der Preisdifferenz entlastet.

Das zugrundeliegende Phänomen ist also: Ein Einzelner belastet die anderen (die »Gesellschaft«) durch eine Handlung, die nur ihm einen Nutzen bringt, mit einem Teil der Kosten dieser Handlung. Im Beispiel des Vereins ist ein Ausweg leicht gefunden. Jeder zahlt seine Rechnung selbst. Die Wirkung des »Hummer-Theorems« läßt sich jedoch in zahllosen Beispielen in Wirtschaft und Politik erkennen, die schwieriger zu lösen sind, weil eine genaue Zurechnung von Kosten und Nutzen auf einzelne Personen nicht oder nur schwer möglich ist.

Weitere Beispiele für diese Art Mechanismus sind mannigfaltig und jedem geläufig. Eine Aufzählung soll hier folgen.

Beispiele aus der Politik

  • Streik: Jeder einzelne Mitarbeiter büßt während des Streiks Lohn ein. Nur als Gemeinschaft der Arbeiter läßt sich eine Lohnerhöhung durchsetzen. Zusätzlich ergibt sich das Problem, daß die erzwungene Lohnerhöhung i.d.R. nicht ausreicht, um die Lohneinbuße während des Streiks zu kompensieren oder gar überzukompensieren.

  • Nutzung einer Allmende: Die freie Nutzung eines kollektiven Guts führt zu dessen Übernutzung (und ggf. Zerstörung). Beispiel: Umweltverschmutzung, Überfischung der Meere. Dem Nutzen einzelner stehen Kosten für die Gesamtheit gegenüber.